Es nebelt noch ziemlich, als wir am Morgen des Tags der Deutschen Einheit in die U-Bahn steigen. Vom Bahnhof Studentenstadt geht es los. Im Biergarten Aumeister „Auszogne“ gegessen und weiter zu unserem Ausgangspunkt, dem Kilometer 141, direkt an der Brücke vom Föhringer Ring. Neuland.Hier sind wir noch nie zu Fuß unterwegs gewesen.
Die erste Etappe zur Mündung führt uns durch die Stadt. Ich habe immer die großen Städte mit „großen“ Flüssen beneidet. Wir dagegen mit unserer „mickrigen“ Isar. Bis vor einigen Jahren mit der Renaturierung begonnen wurde. Welch Lebensraum sich für uns „Stooderer“ dadurch ergeben hat! Mit allen Schwierigkeiten gerade in den Sommermonaten. Ich glaube viele andere beneiden uns um die Isar.
„150.8“ Das ist die Isarkilometermarkierung direkt bei uns an der Brudermühlbrücke. Und bei jedem Spaziergang an der Isar mahnt es uns, dass wir den Weg noch nicht zu Ende gegangen sind.
Also stand der Entschluss schnell fest: Zur Mündung! Verfolgen wir den Weg der Isar bis zum Delta bei Plattling und Deggendorf. Diesmal jedoch nicht am Stück, sondern in einzelnen Etappen. Schauen wie’s kommt.
So. Manchmal ist Ziel und Ende ja nicht identisch, so auch hier. Denn irgendwie wollen wir ja wieder heim nach Birkenleiten! Den ursprünglichen Plan, von der Kastenalm ein Taxi zu rufen, haben wir schnell verworfen. Kommt nicht in Frage. Wir gehen.
Also wieder zurück durch's Hinterautal und als wir hier waren, wussten wir, es ist geschafft:
Hier wird der Isar sozusagen ihre Unschuld genommen und ihre Kraft erstmals kommerzialisiert.
Am Bahnhof Scharnitz steigen wir also in den Zug, der uns in zwei Stunden drei Minuten zurück zum Starnberger Bahnhof in München bringt. Zwei Stunden drei Minuten. Wir haben Angst von zuviel Geschwindigkeit berauscht zu werden.
Dann noch U-Bahn bis zum Candidplatz und schliesslich sind wir glücklich und stolz wieder dahoam! Mit feschen Wadeln. (Nicht im Bild, um keine Neiddebatte auszulösen).
Es ist unglaublich, wie schnell aus dem Quellbächlein ein wilder Gebirgsbach wird. Nur wenige Meter und schon rauscht ein gehöriger Bach durchs Hinterautal. Es streiten sich ja Einige um die wahre Quelle der Isar. Für die Einen ist es der Isar Ursprung, ungefähr zwei Kilometer vor der Kastenalm:
Die letzte Etappe zu den Quellen startet mit einem: „Was? zum Hallerangerhaus? Mei, des is aber fei a ganz schöner Hatscher!“ Na, das lockt uns Superwanderprofis nur ein müdes Lächeln hervor. Noch.
Nix wie los also. Wieder ist das Wetter besser als vorhergesagt – die ganze Woche schon traumhafte Bedingungen!
Smaragdengrün – aber nur für den, der selber geht!
Eines hat Jakob seinen Eltern voraus. Während sie zum Aufbruch drängen (schließlich haben wir ja nicht den ganzen Tag Zeit ..) lässt er sich beim Frühstück nicht aus der Ruhe bringen. Startet langsam und schmiert sich in aller Ruhe die nächste Semmel. So sind wir eigentlich nie vor 09:30 Uhr so richtig losgekommen. Wanderpuristen ist das sicherlich ein Gräuel.
Anfang der Neunziger Jahre hat Uli Beck in unsere WG Vilém Flusser eingeführt. Für mich ein einschneidendes Ereignis. Neben seiner Kommunikologie und den immer noch aktuellen Thesen zur Informationstheorie sind seine Gedanken zu einer modernen Nomadismus aktueller denn je.
Hier zwei Videos des viel zu früh bei einem absurden Autounfall gestorbenen Philosophen:
War die leicht säuerliche Aussage von Jakob, als er feststellte, dass wir für eine unserer kürzesten Etappen genauso lang Zeit brauchen wie für die bisher längsten. Der Abschnitt zwischen Vorderriß und Wallgau gehört nun auch nicht zu den landschaftlichen Höhepunkten. Zumeist geht man auf einiger Höhe und entfernt von der Isar.
Nur selten ist man nah dran.